Guadalupe (Mexiko) im Bundesstaat Nuevo Leon: "Stadt der Kinder"

Guadalupe im Norden Mexikos gehört mit einer Million Einwohnern inzwischen schon zur Industriegroßstadt Monterrey. Guadalupe ist – vor allem als Folge mangelnder Berufsausbildung – von Arbeitslosigkeit und Armut gekennzeichnet. Alkoholismus, Drogen, Prostitution und Kriminalität sind allgegenwärtig. Das Sozialzentrum “Ciudad de los niños” (Stadt der Kinder) besteht schon seit 1951 und hat sich mit dem erfolgreichen Bemühen, die Kinder von der Straße zu holen, einen Namen gemacht. Im Mittelpunkt stand zuerst ein Waisenhaus. Darüber hinaus bot Ciudad de los niños Tagesbetreuung der Kinder zahlreicher mittelloser Familien.

 

Seit Ende der 1980er Jahre hat sich der Tätigkeits- schwerpunkt von der Betreuung zur Schulung verlagert. Heute ist die “Stadt der Kinder” ein Schulzentrum für 2000 Kinder, ein Ort der Freizeitgestaltung für weitere 4000 Jugendliche – mit Sportschule. Und auch über 1000 Erwachsene nehmen an Bildungsprogrammen teil, die von familienorientierter Elternbildung bis zur 2-jährigen Lehrerausbildung reichen.

 

Für die umfangreiche Tätigkeit gibt es jetzt vier Zuständigkeitsbereiche:

  1. das eigentliche Schulzentrum mit 6 Schulbetrieben (Grundschule, weiterführende Schule und – neu – handwerklich-technische Schulung, je für Mädchen und Jungen; die Schülerinnen und Schüler kommen aus Familien der untersten Einkommensklassen und erhalten Schulspeisung, Schuluniformen, Schulbücher; auch Fahrtdienste sind eingerichtet);
  2. das Lehrerbildungszentrum;
  3. Zentrum für Werteerziehung und Familienbildung (mit einer Elternberatungsstelle, einem täglich einstündigen Radioprogramm und einem ärztlichem Dienst für alle Schulangehörigen und ihre Familien);
  4. Zentrum für Sport und Persönlichkeitsbildung.

 

 

Auf Empfehlung Dritter wirkte 1996-97 RDS – damals gemeinsam mit dem Lateinamerikazentrum e.V. in Bonn – bei einem Kleinprojekt von Ciudad de los niños im Bereich der handwerklich-technischen Ausbildung mit, die damals noch unter sehr provisorischen Bedingungen am Anfang stand – versuchsweise. Die gute Erfahrung war Anlaß zu einem Besuch vor Ort 1999, bei dem ein künftiges Kooperationsprojekt konzipiert und vereinbart wurde: Viele Schülerinnen und Schülern fehlt erfahrungsgemäß einfach der Wunsch oder die Eignung für eine Schulausbildung bis zum Abitur. Sie sind aber praktisch begabt. Eine handwerklich- technische Ausbildung gewährleistet zudem eine fast sichere Arbeit in der Industriestadt Monterrey.

 

Die vorhandenen Möglichkeiten erlaubten weder ein entsprechendes kontinuierliches Programm noch die Anwerbung kompetenten Lehrpersonals für die dann geplante Mechaniker-, Elektriker-, Schreiner-, Schweißer- und Computerausbildung. Im Rahmen des von der Europäischen Kommission mitfinanzierten Kooperationsprojekts von RDS und Ciudad de los niños wurden dann vier Lehrwerkstätten, drei Berufsschul-Unterrichtsräume, ein PC-Raum, je mit den erforderlichen Neben- und Büroräumen, neu gebaut und die Lehrwerkstätten für Mechanik und EDV eingerichtet. Dann starteten drei verschiedene Ausbildungsprogramme:

  1. eine volle 3-jährige Ausbildung mit zunächst jährlich 40 Schülern;
  2. Berufsbildungs- kurse in Modulen von je insgesamt 120 Stunden für jährlich 160 Jugendliche ohne Berufsbildung oder Arbeitslose;
  3. Abendkurse – nach dem System der Module von 120 Stunden – für jährlich 120 Arbeiter, die ihren Arbeitsplatz durch Qualifizierung sichern oder sich verbessern wollen.