Nicaragua: "Schule statt Straße" Deutsche Studenten im Einsatz

Es fing an in Guatemala, 1994 in San Pedro am Atitlan-See, 1995 in Vistabella bei Tecpan: Eine Gruppe deutscher Studenten, darunter der eine oder andere noch Oberschüler oder schon im Beruf, verbringen ihre Ferien in einem Dorf in Mittelamerika und sanieren oder renovieren die Dorfschule oder bauen sie aus.

 

Abgesehen von der Hilfe, die der Einsatz dieser Deutschen für die Dorfbewohner bedeutete – nicht zuletzt als Anregung, nun auch selbst einmal mit Hand anzulegen -, waren die Hauptgewinner nach eigenem Bekunden die Teilnehmer selbst. Gewiß, die Reisekosten hatten sie selbst gezahlt und auch Medikamente, andere Hilfsgüter und Gelder gesammelt, die sie zur Unterstützung der Arbeit des örtlichen Partners mitnahmen. Es waren nicht die hier und da eingelegten schönen Ausflüge oder Begegnungen mit dortigen Studenten, die die Erinnerung prägten. Entscheidender waren doch so handfeste Erfahrungen wie schließlich etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben – und zwar für andere, Land und Leute anders als ein Tourist kennengelernt zu haben, und vor allem, immer wieder mit Überraschung berichtet: “Hier unvorstellbar” - Kinder, arm wie die Kirchenmaus, ohne irgendein Spielzeug, aber stets lachend und gut gelaunt.

 

Das Projekt “Schule statt Straße” hat seitdem Kontinuität, nur geht es seit 1998 im August nicht mehr nach Guatemala, sondern nach Nicaragua. Die Partnerorganisation FUNDACEN ist in ganz Mittelamerika tätig. Sie sucht die die notleidenden Dorfschulen aus und bereitet den Einsatz vor. 1998 eine Schule in Managua, der Hauptstadt, 1999 im Dorf Posoltega, 2000 im Dorf La Boquita bei Diriamba, 2001 im benachbarten Dorf Los Diaz (Bau der Schule), 2002 im nördlichen Los Guerreros, 2003 in San Gregorio, wieder unweit von Diriamba, 2004 in...man wird sehen.


Aus dem Bericht eines Teilnehmers: “Die Schule liegt auf einer Anhöhe, umgeben von einigen wenigen Hütten. Fließendes Wasser und Elektrizität sind vorhanden, Kanalisation und Müllabfuhr dagegen nicht. Ein Siedlungszentrum gibt es nicht. Es existiert lediglich ein genauertes, aus einem Raum bestehendes Gemeindehaus. Vor unserer Ankunft hatte eine Gruppe Freiwilliger aus dem Nachbarland Costa Rica bereits die Fundamentgräben ausgehoben und ein Ringfundament aus Beton gegossen. Auf diesem Fundament wurden jetzt die Mauern errichtet und die Verschalung für die Betonpfeiler vorbereitet. Wir hatten dazu das Geflecht der Stahlarmierung herzustellen. Für keine dieser Tätigkeiten standen Maschinen oder auch nur elektrische Geräte wie Sägen, Bohrer oder ein Betonmischer zur Verfügung. Bewundernswert, wie Mario, der einheimische Maurer, für alle anfallenden Tätigkeiten eine Vorghensweise parat hatte und uns zeigte, wie die Arbeiten per Hand und mit Hilfe einfacher Werkzeuge bewältigt werden konnten. (..) Bei unserer Arbeit war der Rohbau fertiggestellt. Die Fertigstellung des Daches, der Einbau von Fenstern und Türen sowie der Anstrich erfolgte danach durch einheimische Kräfte. (..) Die Dorfbewohner war uns gegenüber sehr freundlich und dankbar. Wobei sie nicht wussten, wie sie ihre Dankbarkeit ausreichend zum Ausdruck bringen sollten. Bei uns war es umgekehrt: Wir hatten den Eindruck, nicht genug getan zu haben für soviel Dankbarkeit. Eine Frau sagte: ,Ihr seid wirklich ein Segen Gottes; wir haben euch wirklich nicht verdient. Aber wir werden jeden Tag für euch beten, damit ihr gesund zurück nach Hause kommt und damit ihr glücklich seid.” Besonderen Kontakt hatten wir natürlich zu den Schülern. Anfangs näherten sie sich schüchtern aus Neugier, dann aber kamen sie mit Begeisterung. Der 9-jährigen Georgina war aufgefallen, daß Joseph an einem Tag nicht gekommen war. Er lag mit Fieber im Bett. So schrieb sie kurzerhand ein Gedicht für ihn, um ihn zu trösten und aufzuheitern. Als er an seinem Geburtstag zur Baustelle zurückkam, sang die ganze Schule ein Geburtstagslied für ihn. Der Mathematikstudent aus Jena war ganz betroffen und tief gerührt.”

 

Die Initiative Schule statt Straße hat zusammen mit der Rhein-Donau-Stiftung e.V. insgesamt sechs Projekte in Nicaragua (1998, 1999, 2000, 2001, 2002 und 2004) durchgeführt. Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie auf der Website: www.schule-statt-strasse.de