Uruguay / Casavalle (Montevideo): Straßenkinder kommen durch "Los Pinos" in einen Beruf

Casavalle ist das Armenviertel von Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay. Schulkinder brechen hier zu 60 Prozent die Schulbildung vor dem 4. Schuljahr ab. Das Centro Educativo “Los Pinos”, ein Freizeit- und Bildungszentrum für Kinder und Jugendliche, kümmert sich um die Jungen. Los Pinos holt die Jungen von der Straße zum Fußballtraining und anderen Freizeit-Hits, bietet Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe, macht den Jungen die Schulpflichten schmackhafter und hat damit die Abbruchquoten seiner Schützlinge bereits drastisch reduziert. Aber die Schule ist nicht Selbstzweck. Ziel ist ein Beruf – der Schlüssel zur Integration in die Gesellschaft.

Unser Projektpartner

Die Asociación Cultural y Técnica (ACT) in Montevideo wurde 1963 gegründet und durch Regierungserlaß am 10.02.1965 als gemeinnütziger Verein anerkannt. Zweck ist die Förderung der menschlichen, beruflichen und familienorientierten sozialen Bildung von bedürftigen Jugendlichen und Erwachsenen. Zur lfd. Tätigkeit gehören soziale und juristische Familienberatung, medizinische Grundversorgung, Programme zur gesunden Ernährung und Sorge um eine gesunde Entwicklung von Kindern im Vorschul- und Schulalter.

ACT unterhält in Montevideo

1. eine Ausbildungsstätte für junge Frauen vom Land (mit Internat), die in Kursen von 1-3jähriger Dauer im Hotelfach (auch für Heime, Krankenhäuser, usw.) ausgebildet werden.
2. seit 1993 das Centro de Apoyo y Desarrollo Integral (CADI) für bedürftige Familien im Stadtbereich Casavalle mit einer Kindertagesstätte, Hausaufgabenbetreuung für 7-12jährige Grundschulkinder, medizinischen, sozialen und juristischen Diensten und berufsvorbereitenden Kursen für Mädchen ab 12 Jahren und für junge Frauen in Kochen, Backen, Gartenbau und Schreinerei (mit Zertifikat, das am Arbeitsmarkt anerkannt wird).
3. seit 1994 die Verwaltung öffentlich errichteter Sozialwohnungen, erstmals einer privaten Organisation anvertraut, und eines Betreuungsfonds, um die begünstigten, zuvor in Blechhütten lebenden Familien zu begleiten.
4. das Centro Educativo Los Pinos (s.u.)

ACT betreibt außerhalb von Montevideo

1. Sozialeinsätze auf dem Land.
2. Einsätze zur Gesundheitspflege.
3. Ausbildung von Sozialhelfern.
4. Anregung und Anleitung bedürftiger Familien zum Anlegen von Gemüsegärten.
5. Alphabetisierungskurse.

Casavalle

Casavalle im Norden Montevideos - neben Mülldeponien und mit unzureichender Wasserversorgung und -entsorgung - ist ein Elendsviertel mit rd. 30.000 Einwohnern, Tendenz steigend, mit den Problemen auch von Arbeitslosigkeit (50%), Alkohol, Drogen und Gewalt, zu der schon Jungen im Grundschulalter oft neigen. Die Erfahrungen in CADI (2.) sprechen für eine Trennung von Mädchen und Jungen ab dem Grundschulalter: CADI für Mädchen, Los Pinos für Jungen. Ausnahme: die EDV-Kurse, die auch für Mädchen in Los Pinos stattfinden werden, aber zeitlich von denen für Jungen getrennt.

Die Schulsituation ist in Casavalle katastrophal. Die nächstliegende Schule ist auf 600 Schüler ausgelegt, hatte aber 1997 1.100 Schüler. Von den 12-14jährigen in Casavalle haben Tausende eine Schule nur 3 Jahre lang oder gar nicht besucht. Ihr Zugang zu einer beruflichen Ausbildung ist so gut wie aussichtslos. Es besteht ein dringender Bedarf an Berufsausbildung.

Das konkrete Projekt

Projektziele waren:
a) Kinder im Grundschulalter (6-12 J.) von der Straße holen mit Sportangeboten, Nachhilfeunterricht oder Hausaufgabenbetreuung, Gewöhnung an regelmäßiges Arbeiten, usw.;
b) 12-18jährige technisch ausbilden zu Kühl- u. Klimatechnikern, Betreuern von PC-Netzwerken, Industriemechaniker (Schwerpunkt Automatisierung), Assistenten der Bauleitung (Polier).
c) Familienvätern in Abendkursen Gelegenheit bieten, verpaßte formale Bildung nachzuholen und/oder berufsspezifische Ausbildung zu absolvieren.
d) allen in ihrer Persönlichkeitsbildung helfen: Respekt füreinander, Loyalität, Toleranz, Solidarität, Teamgeist, Einhaltung von Stundenplänen, Erfüllung kleiner Aufträge im Dienst an den anderen, usw. Hierzu bieten die sportlichen Angebote gute Einstiege.

 

Schwerpunkt des Projekts ist die technische Ausbildung. Die Ausbildung dauert 3 Jahre: zwei Jahre gemeinsame theoretische und praktische Grundausbildung im Elektrohandwerk und im EDV-Bereich, dann ein Jahr Spezialisierung in den genannten Sparten. Gegenstand des Projekts im einzelnen waren:

1. Neubau von 4 Unterrichtsräumen, 4 Lehrwerkstätten, Leiterzimmer, Sekretariat, Büroraum, Lehrerzimmer, Mehrzweckraum, Küche (592 qm).
2. Ausstattung der Werkstatt f. Elektroinstallation, Kühl- u. Klimatechnik; des allg. PC-Raums, der Werkstätten f. Industriemechanik und Bauleitung (mit speziellen EDV-Programmen).
3. Anschubfinanzierung 2 Jahre Grundkurse mit 30 Auszubildenden und Start der ersten Spezialisierungskurse (ab März 2004). Mittelfristig anvisierte Zielkapazität: 320 Auszubildende.
4. Nutzung der Räume für die außerschulische Betreuung von 180 Kindern im Grundschulalter.
5. Nutzung der Räume für Alphabetisierungs- und berufsbildende Abendkurse von 60 Erwachsenen.
6. Didaktisches Material u. Öffentlichkeitsarbeit.

Das vorhandene Haus wurde Hausmeisterwohnung, 4 vorhandene Wohncontainer wurden zu Lagerräumen. Das Projekt dauerte drei Jahre und wurde 2004 abgeschlossen. An Personalbedarf war eingeschlossen: Projektleiter (3 Jahre); 2 Lehrer für Bauhandwerk u. Holzbearbeitung (2 Jahre); 2 Lehrer für Elektroinstallation und EDV (1 Jahr); 1 Buchführer (TZ, 3 Jahre); 3 Fachberater (nach Bedarf).

Die Gesamtkosten des Projekts beliefen sich auf Euro 626.650, zu denen der Bundesminister für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Euro 417.700 beitrug und von denen unser Partner ACT in Montevideo selbst 114.400 übernahm. Den Rest von Euro 94.550 steuerte RDS bei.