Santa Ana: 50 Häuser für erdbebengeschädigte Familien

El Salvador, eine der sieben Republiken Mittelamerikas, so groß wie Hessen, ist mit 6 Millionen Einwohnern das dichtest besiedelte Land des amerikanischen Kontinents. Und war nach 12 Jahren Bürgerkrieg, der mit dem Friedensabkommen von 1992 formal endete, auch das vielleicht ärmste. 60% der Einwohner lebten unter der Armutsgrenze (2 US$ pro Kopf u. Tag). Das hatte sich deutlich gebessert (auf knapp 40%), obwohl der Krieg, der viele Hoffnungen zerstörte, in den Menschen noch nachwirkte, als das Land im Januar und Februar 2001 von zwei großen Erdbebenkatastrophen heimgesucht wurde. Über 1000 Tote und 8000 Verletzte, 150.000 zerstörte, 185.000 beschädigte Häuser, 40.000 vernichtete Unternehmen und selbständige Existenzen. Als direkt Betroffene werden 1,5 Millionen Menschen gezählt, die Sachschäden auf 1,7 Mrd. US-Dollar geschätzt. Am härtesten betroffen waren die Ärmsten der Gesellschaft, zu denen die anfänglich große internationale Hilfsbereitschaft zuletzt oder gar nicht durchgedrungen ist.

 

Projektpartner der RDS im Land war die UNICO: Universidad Católica del Occidente (Katholische Universität des Westens) in Santa Ana, der zweitgrößten Stadt El Salvadors. Träger der Universität ist die katholische Bischofskonferenz von El Salvador. Der heutige Universitäts-Campus entstand in den 1990er Jahren mit deutscher öffentlicher Hilfe. Aufgrund der persönlichen Bekanntschaft mit dem seinerzeitigen Vizerektor (heute Erzbischof von San Salvador) durften Mitglieder des RDS-Vorstands bei den Verhandlungen damals mitwirken und vermitteln.
Ein außergewöhnliches Merkmal der Universität ist ihre soziale Selbstverpflichtung. Es gehört zu ihrem Gründungsstatut, daß die Professoren und Studenten an der regionalen sozialen Entwicklung mitwirken. Insbesondere die Fakultäten Landwirtschaft, Ingenieurwissenschaften und Architektur, Rechtswissenschaft und Sozialwissenschaften sind in diesen Auftrag eingebunden. Neben den Fakultäten unterhält die Universität eine eigene Abteilung für soziale Entwicklungsplanung: Unidad de Proyección Social. Zwischen ihr und dem Fachbereich Architektur wurde das Projekt konzipiert, für obdach- und mittellose erdbebengeschädigte Familien Häuser zum erschwinglichen Preis von weniger als 4.000 Euro zu ermöglichen, deren Bau erstens die Mitarbeit der Begünstigten verlangt und zweitens eine Stimmung der Hoffnung und des Optimismus in die Dörfer bringt, die den erlahmten Geist der Initiative wieder beleben.

 

Unter Mitbeteiligung des Lateinamerikazentrum e.V. Bonn und mit Unterstützung der Europäischen Kommission wurden in Zusammenarbeit von UNICO und RDS 50 einfache Häuser für 6-köpfige Familien geplant, mit je 48 qm Nutzfläche und Kosten von je Euro 3.700. Infolge der günstigen Dollarentwicklung während der Projektlaufzeit wurden dann 62 Häuser gebaut.