Al Tilal: Lebensperspektiven für Frauen und Mädchen vom Land

Seit biblischen Zeiten war der Libanon ein wohlhabendes und friedliches Land. Bei aller Mischung der Bevölkerung galt es lange als die Schweiz des vorderen Orients. In den letzten dreißig Jahren ist das Land einen Leidensweg gegangen, im Stich gelassen von Europa mit seinen traditionellen Verbindungen zum Libanon. Von den 3.5 Millionen Einwohnern leben heute 1,3 Mio unter der Armutsgrenze, 25 Prozent der arbeitsfähigen Menschen sind arbeitslos. Allein von 1998 bis 2001 haben 760.000 das Land verlassen. Obwohl nicht mehr ganz so spektakulär, die Auswanderung hält an.

 

Unsere Partnerorganisation ALDEC, die Association Libanaise pour le Développement et la Culture, 1997 in Beirut gegründet, versucht gegenzusteuern, so gut sie kann, vor allem mit Bildungs- und Ausbildungsprogrammen für Jugendliche und Erwachsene aller sozialen Schichten in Stadt und Land. Auf den Start des Bildungszentrums Cedars 1998 und des Frauenbildungszentrums Litani 1999 in Beirut folgte 2002 der Baubeginn von Al Tilal, einem Institut für ländliche und Dorf-Entwicklung in Maad (Byblos), das seit 2004 Landfrauen ausbildet.

 

Im Libanon sind die landwirtschaftlichen Potentiale begrenzt. Auf größere industrielle Entwicklung besteht wenig Aussicht. Als zukunftsträchtiger Entwicklungsbereich gilt im Libanon der Tourismus. Nach dem 11. September 2001 und während der Kämpfe zwischen Hisbollah und Israel ging der Tourismus zwar zurück. Inzwischen aber wurde in arabischen Nachbarstaaten der Libanon als Urlaubsland entdeckt. Zudem leben 13 Millionen Menschen libanesischen Ursprungs heute im Ausland. Sie pflegen noch familiäre oder geschäftliche Verbindung in die frühere Heimat und sind ein erheblicher Kundenkreis touristischer Dienstleistungen.

 

Al Tilal bietet ganzjährig Frauen aus den Dörfern eine 6-monatige Ausbildung im Hauswirtschafts- und Hotelfach sowie mehrtägige Ergänzungskurse, ferner Management-, Fremdsprachen- und Computerkurse für Landfrauen, aber auch Wochenend-Studientagungen für Schülerinnen und Studentinnen aus der Stadt. Hinzukommen sogenannte "itinerant training programmes", die in den Dörfern selbst stattfinden.

 

Ein Jahresprogramm von Al Tilal für Jugendliche kostet Euro 60.000, von denen Al Tilal selbst 20.000 aufbringt. Mit nur Euro 20.000 konnte RDS 2009 ein Halbjahresprogramm sicherstellen.