Frauen in Guatemala durch Bildung und Mikrokredite fördern (Südwesten Guatemala)

Guatemala ist weltweit das Land mit der größten sozialen Ungleichheit. Im Südwesten des Landes leben 66,4% der Bevölkerung in Armut bzw. extremer Armut. Die meisten von Ihnen gehören zur indigenen Bevölkerung. Die Analphabetenrate im Land liegt bei 18%. Kinder – insbesondere Mädchen – müssen bereits nach der Grundschule, oft auch früher, anfangen zu arbeiten (z.B. als Straßenverkäufer oder Schuhputzer), um zum Familieneinkommen beizutragen. Das durchschnittliche monatliche Familieneinkommen liegt mit 275.- € weit unter dem Existenzminimum des Landes (435.- €).

 

Um die wirtschaftliche Situation ihrer Familien zu verbessern, starten viele Frauen kleine Geschäfte (Tierzucht, Anbau und Verkauf von Gemüse, Verkauf von Drogerieartikel, Kleidung oder Lebensmittel, etc.). Geringes Bildungsniveau, fehlende betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse und mangelnder Zugang zu Kleinkrediten führen dazu, dass die Geschäfte auf Subsistenzniveau bleiben: Die Erträge reichen oft, um zu überleben, nicht aber um Kindern eine Schulausbildung zu ermöglichen oder Ersparnisse für Sonderausgaben bei Seite zu legen.

 

Ziel des Projektes war es, 165 bedürftigen Frauen, mehrheitlich Mayas, den Zugang zu Kleinkrediten und eine durch Beratung unterstütze Grundausbildung für die Gründung und effektive Führung ihrer Kleingeschäfte zu ermöglichen. Die Frauen kamen aus den Distrikten Quetzaltenango, Suchitepéquez und Totonicapán im Südwesten Guatemalas.

 

Aus Projektmitteln wurde ein revolvierender Fonds eingerichtet, um Gruppen von 12 bis 20 Frauen, sogenannte Gemeinschaftsbanken („Bancos Comunales“), den Zugang zu Kleinkrediten (45.- bis 230.- €/Person) zu ermöglichen. Jede Gemeinschaftsbank wurde von einer Kreditberaterin von FUNDAP begleitet. Sie besuchte die Frauen zu Hause, lernte ihre persönliche Situation und ihre Geschäfte kennen und stand  ihnen beratend zur Seite. In monatlichen Treffen mit den Mitgliedern der Gemeinschaftsbank, hielt die Kreditberaterin kurze Schulungen in betriebswirtschaftlichen und – gemäß dem ganzheitlichen Ansatz von FUNDAP - übergreifenden Themen wie Bedeutung von Teamarbeit, Konflikt-lösungen, Kindererziehung oder Hygiene im Haushalt. Da die Kreditberaterin die familiäre und soziale Situation der Teilnehmerinnen kennt, waren die Schulungen an die Bedürfnisse der Zuhörerinnen angepasst.

 

Ein weiteres Ziel des Projektes war es, eine Kultur des Sparens in den Familien anzuregen. Dafür hat jede Frau monatlich mindestens 3% ihrer Kreditsumme als Ersparnis auf das Konto der Gemeinschaftsbank eingezahlt. Die Ersparnisse wurden in einer Art Sparbuch registriert, das jeder Frau ausgehändigt wurde. Sie haben so auf praktische Weise gelernt zu sparen und konnten bzw. können mit den Ersparnissen zukünftige Ausgaben decken. Darüber hinaus erhielten die Teilnehmerinnen der Gemeinschaftsbanken Gutscheine, um die Krankenstationen von FUNDAP zu besuchen.