Enugu: Bau, Einrichtung und Kursbetrieb eines Ausbildungszentrums für technische Berufe (VITTC)

Unsere Partnerorganisation bei diesem Projekt in Enugu/Nigeria ist das Catholic Institute for Development, Justice, Peace and Caritas (CIDJAP). CIDJAP ist sozusagen das Sozialsekretariat des Bistums Enugu. Seele und Chef Dr. Obiora Ike, begabter Manager, Priester, Monsignore, Generalvikar, Professor mit Lehrauftrag auch an der Universität Frankfurt, mit Deutschland vertraut. Die persönliche Bekanntschaft und Freundschaft zwischen ihm und der RDS geht, angeregt durch Adolf Distelkamp (+ 2005), Kölner Ingenieur und gemeinsamer Freund, der schon lange ganz privat CIDJAP-Projekte maßgeblich förderte und mitunter dirigierte, ins Jahr 1993 zurück, als der RDS-Geschäftsführer in Enugu bei “Obi” und CIDJAP zu Gast war. Es folgten mehrere Kleinprojekte zur Fertigstellung eines Health Centers unter der Leitung der Krankenschwester Sr. Ndidi Ezeh im Dorf Ugwuomu-Nike und zur Ausdehnung ihrer Arbeit in 16 weitere Dörfer. Jetzt ging es um Bau, Einrichtung und Kursbetrieb des “VITTC” (Vocational Industrial and Technical Training Center), eines Ausbildungszentrums für technische Berufe in Enugu, einschließlich eines Wohnheims für junge Männer, die zur Ausbildung von weiter herkommen. Die Europäische Kommission (oder auch EuropeAid) hatte eine Kofinanzierung des CIDJAP/RDS-Gemeinschaftsprojekts für 2003-04 bewilligt.

 

Land und Region
Nigeria ist mit rd. 120 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Die Bevölkerung umfaßt 250 ethnische Gruppen. Trotz des Reichtums an Bodenschätzen gehört lt. OECD 2002 Nigeria zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Das Land ist wirtschaftlich hinter den Stand der frühen 1970er Jahre zurückgefallen. Die Zahl der Menschen, die mit weniger als 1 USD pro Tag auskommen müssen, hat dramatisch zugenommen. Im Jahr 2000 lebten 56% der Menschen unter der international definierten Armutsgrenze. Unter Armut leiden 90% der Land- und 56% der Stadtbevölkerung. Eine Folge ist Landflucht vor allem der jungen Menschen. Das Brutto-Inlandsprodukt wird zu 32% in der Landwirtschaft, zu 41% in der Industrie, zu 27% im Dienstleistungssektor erwirtschaftet. Nach 20 Jahren Militärherrschaft wurde 1999 der Versuch einer neuen Wirtschafts- und Sozialordnung unternommen.

 

Enugu hat rd. 1 Million - mehrheitlich christliche - Einwohner. Die Region (Igboland) fiel durch den sog. Biafra-Krieg zurück und wurde seitdem in der Landesentwicklung vernachlässigt. Enugu-Stadt ist gleichwohl heute ein aufstrebendes Handels- und Produktionszentrum (Ziegeleien, Keramik, Zement, Automobilmontage, Eisen- u. Stahl-Verarbeitung sowie zahlreiche Kfz-, Elektro-, Klimatechnik-, Zimmer-, Schreiner- u.a. Werkstätten). Am Arbeitsmarkt herrscht eine große Nachfrage nach gelernten und qualifizierten Arbeitskräften. Ohne berufliche Ausbildung ist der Zugang zum Arbeitsmarkt schwer.

 

Auf dem Land ist die Chance des Zugangs zu einer Berufsausbildung gleich Null. In Enugu-Stadt gibt es ein Mercedes-Benz-Training Center, das eigenen Betriebsnachwuchs rekrutiert, und das Government Trade Center mit Ausbildungsschwerpunkt in technischem und architektonischem Zeichnen.

 

Das VITTC bietet vor allem armen und arbeitslosen Jugendlichen eine Berufsausbildung, mit der sie sich für den Arbeitsmarkt qualifizieren, sei es um einen sicheren bezahlten Arbeitsplatz zu finden, sei es um sich selbständig zu machen. Das Alter der Auszubildenden beträgt 13 - 25 Jahre. Bei den Jüngeren handelt es sich oftmals um Straßenkinder.

 

Ziel des VITTC ist das Aufbrechen des Teufelskreises der Armut dadurch, daß die Schüler
a)    ihre eigenen Lebensbedingungen und die ihrer Familien verbessern
b)    sich in der Gesellschaft integrieren
c)    zur Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Armut beitragen
d)    zur Eindämmung der Kriminalität beitragen
e)    die örtlichen Handwerks- und Industrieunternehmen entwickeln helfen

 

Nach einem Testlauf handwerklich-technischer Ausbildung (Kfz-Technik, Metallverarbeitung und Schweißen, Technisches Zeichnen) mit 19 Auszubildenden unter den seit 1998 geschaffenen provisorischen Bedingungen - und einem Personalstand von 1 Koordinator, 5 Lehrer und 2 Sicherheitskräften - begann VITTC jetzt die Entwicklung in Richtung auf eine Kapazität von 250 Schülern in zweijähriger Ausbildung mit einem Personalteam von 32 Personen für die Ausbildungssparten
1.    Schweißen und Metallverarbeitung
2.    Kfz-Mechanik
3.    Blechverarbeitung u. Karosseriereparatur
4.    Kfz-Elektrik
5.    Elektroinstallation/Elektronik
6.    Klimatechnik
7.    Zimmerei/Schreinerei
8.    Kunstgewerbe

Begünstigt werden durch die VITTC-Ausbildung
a)    unmittelbar jeweils 250 Schüler
b)    mittelbar jeweils deren Familien, d.h. rd. 2.500 Personen
c)    die Allgemeinheit durch die Anhebung der Personalqualifizierung in den Betrieben

 

Das Problem, wie auch Jungen und jungen Männern aus entfernteren ländlichen Gegenden eine Ausbildung ermöglicht werden kann, wird durch den Bau eines Wohnheims gelöst, der auch Gegenstand des Projekts ist.

 

Die Kriterien des VITTC für die Auswahl der Auszubildenden lauten: Armut und Eignung. Mindestvoraussetzung der Eignung sind eine Schulbildung, die eine verständige Teilnahme am theoretischen Unterricht (40% der Ausbildung) erlaubt eine hinreichende praktische Begabung für die Tätigkeit in den VITTC-eigenen Lehrwerkstätten (60% der Ausbildung).

 

Das konkrete Projekt

 

Unmittelbarer Gegenstand des Projekts waren:
1.    Neubau von zwei Klassenräumen/Werkstätten (je 112 qm) je zuzüglich Lehrerraum (9 qm)
2.    Neubau des Wohnheims mit 2 Schlafsälen, Eßzimmer, Küche, Sanitärräumen, Lager (450 qm)
3.    Gewerblich-industrieller Stromanschluß (Drehstrom) und Generator wg. des Risikos häufiger Stromausfälle
4.    Einrichtung der neuen und Ergänzung der Einrichtung der vorhandenen Klassenräume und Werkstätten
5.    Einrichtung des Wohnheims für 34 Auszubildende
6.    Starthilfe für den Kursbetrieb bis Ende 2004

Ergänzendes

 

Das VITTC pflegt gute Kontakte zu den örtlichen Unternehmen:
a)    zur besseren Bedarfsanpassung der Unterrichtsprogramme und zur besseren Vermittlung von VITTC-Absolventen in die Unternehmen
b)    zur Übernahme von Auftragsarbeiten in die VITTC-Werkstätten (auch zur Erzielung von Beiträgen zum Unterhalt des VITTC)
c)    zur Gewinnung des Interesses der Unternehmen - als Förderer des VITTC

 

Absolventen, die sich selbständig machen, werden dabei seitens des VITTC begleitet, einschließlich der Hilfe bei der Beschaffung einer Grundausstattung.

 

Die Kosten des Projekts beliefen sich auf Euro 254.000, zu denen die Europäische Kommission 172.000 beitrug und unser Partner CIDJAP 26.000. Restfinanzierung durch RDS Euro 56.000,-.